Skript
Verhalten im Notfall
6. Herz-Kreislauf-Störungen
6.1. Bradykardie
Bradykarde Rhythmusstörungen (langsamer Herzschlag) können in Folge von Schrittmacherausfällen oder bei Überleitungsstörungen am Herzen auftreten.
Per Definition wird beim Erwachsenen von einer Bradykardie gesprochen, wenn die Herzfrequenz unter 60 Schläge / Minute fällt (vgl. Luxem et al., 2016, S. 604).
Fällt die Frequenz unter 45 Schläge / Minute kann dies ein lebensbedrohlicher Zustand sein.
Ist eine Bradykardie vorbekannt und der Patient zeigt keinerlei Symptome, kann dies normal sein und muss nicht als Notfall eingestuft werden (z.B. Leistungssportler, Betablocker, …).
Kommen zur niedrigen Herzfrequenz jedoch Atemnot, Schwindel, Synkopen (Adam-Stokes-Anfall), Stürze, thorakale Beschwerden wie Brustenge oder Thoraxschmerzen, eine Hypotonie (RRsys < 90 mmHg) oder Schocksymptome hinzu ist sofort der Rettungsdienst zu verständigen. [/av_textblock] [av_textblock textblock_styling_align='' textblock_styling='' textblock_styling_gap='' textblock_styling_mobile='' size='' av-desktop-font-size='' av-medium-font-size='' av-small-font-size='' av-mini-font-size='' font_color='' color='' id='' custom_class='' template_class='' av_uid='av-lrtceyrh' sc_version='1.0' admin_preview_bg=''] ➕ Notruf 112 ➕ Lagerung mit erhöhtem Oberkörper (bei thorakalen Beschwerden oder Atemnot) ➕ Schocklage (bei Hypotonie, Schwindel, Schockzeichen) ➕ Sauerstoffgabe ➕ Monitoring von Puls, RR, AF, SpO2, BZ, Temperatur
➕ Wärmeerhalt
➕ Stabile Seitenlage / Reanimation
6.2. Tachykardie
Definitionsgemäß wird eine Herzfrequenz > 100 Schläge / Minute beim Erwachsenen als Tachykardie bezeichnet. Diese kann physiologisch bei Angst, körperlicher Anstrengung oder Schmerzen auftreten.
Allerdings können auch Elektrolytverschiebungen, hormonelle Entgleisungen oder Herzinfarkte eine Tachykardie auslösen (vgl. Enke et al., 2015, S. 378).
Als lebensgefährlich sind neu aufgetretene Tachykardien einzustufen, vor allem bei Bewusstseinsstörungen, Atemnot, (Todes-)Angst, thorakalen Beschwerden oder Schockzeichen.
Rufen Sie dann umgehend den Rettungsdienst hinzu!
➕ Notruf 112
➕ Lagerung mit erhöhtem Oberkörper (bei thorakalen Beschwerden oder Atemnot)
➕ Schocklage (bei Hypotonie, Schwindel, Schockzeichen)
➕ Sauerstoffgabe
➕ Monitoring von Puls, RR, AF, SpO2, BZ, Temperatur
➕ Wärmeerhalt
➕ Stabile Seitenlage / Reanimation
6.3. Absolute Arrhythmie
Im Alter haben ca. fünf Prozent der über 65-Jährigen und 10 % der über 85-Jährigen eine absolute Arrhythmie durch Vorhofflimmern (vgl. Flake & Dönitz, 2018, S. 316). Als Folge des Vorhofflimmerns kann es zu einem Pumpversagen und dadurch zur Herzinsuffizienz kommen. Durch die absolute Arrhythmie wird die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt, sodass vor allem bei gleichzeitigem Bluthochdruck die Gefahr einen Schlaganfall zu erleiden steigt.
➕ Notruf 112
➕ Betroffene Person nicht aufstehen lassen
➕ Puls, RR, Atmung ständig überwachen
➕ Sauerstoffgabe bei Atemnot
➕ Oberkörper erhöht lagern (Atemnot, thorakale Beschwerden)
➕ Schocklage (Blässe, Schwindel, Kaltschweißigkeit)
➕ Wärmeerhalt
6.4. Hypertensive Entgleisung
Allgemein wird ein zu hoher Blutdruck als Hypertension bezeichnet. Hierbei ist der Blutdruck über den Normwert gestiegen (nach WHO: RR > 140/90 mmHg). Die Hypertonie stellt unter anderem ein Risikofaktor für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Nierenerkrankungen dar.
Akut lebensbedrohlich ist die hypertensive Entgleisung. Hier kommt es vor allem aufgrund des hohen systolischen Blutdruckes zu akuten Herzproblemen oder Schlaganfallsymptomen.
👁️ Herzklopfen
👁️ Schwindel, Kopfschmerzen
👁️ Seh- / Sprachstörungen
👁️ Lähmungserscheinungen
👁️ Brustenge / -schmerzen
👁️ Atemnot
👁️ Nasenbluten
➕ Notruf 112
➕ Bewegungsverbot
➕ Oberkörper aufrecht lagern
➕ Sauerstoffgabe
➕ Beruhigen!
➕ Nitrolingual-Spray (bei thorakalen Beschwerden)
➕ Bedarfsmedikamente
➕ Puls, RR, Atmung ständig kontrollieren
6.5. Orthostatische Dysregulation
Die Auslöser für eine Exsikkose (= Austrocknung) können vielfältig sein: zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, vermehrtes Schwitzen, Einnahme von Diuretika, ein entgleister Diabetes mellitus oder Magen-Darm-Infekte (v.a. bei Ess-Brech-Durchfällen). Es kommt hierbei immer zu einer negativen Flüssigkeitsbilanz und einer Störung des Wasser-Elektrolyt-Haushaltes (vgl. Flake & Dönitz, 2018, S. 473).
6.6. Exsikkose
Bedingt durch abrupte Lagewechsel in eine aufrechte Körperhaltung kommt es beim Orthostase-Syndrom zu einer Störung der Blutdruck-Regulation. Hierbei kann es zur Tachykardie und zeitgleichem Abfall des systolischen Blutdrucks (sympathikotone orthostatische Hypotonie) oder zum Abfall von Herzfrequenz und Blutdruck (asympathikotone orthostatische Hypotonie) sowie zu einem unverhältnismäßig hohen Anstieg der Herzfrequenz ohne Blutdruckschwankung (posturales orthostatisches Tachykardie-Syndrom) kommen.
👁️ Trockene Haut & Schleimhaut
👁️ Bewusstseinsänderungen (Agitiertheit – Somnolenz)
👁️ Volumenmangelschock
👁️ Oligurie – Anurie
➕ Vorsichtige orale Flüssigkeitszufuhr (Gemüsebrühe, Mineralwasser, Saftschorle, alkoholfreies Weizenbier, …) CAVE: Niemals orale Flüssigkeitsgabe beim bewusstseinsgetrübten Patienten!
➕ Ggf. Notruf 112
6.7. Gastrointestinale Blutungen
Im Bereich des Magen-Darm-Traktes kann es insbesondere bei Patienten mit blutverdünnender Medikation, Gefäßerkrankungen oder Ulzera zu spontan auftretenden Blutungen kommen.
Diese werden in obere gastrointestinale und untere gastrointestinale (GI-) Blutungen differenziert.
Obere GI-Blutung (Blutung oberhalb des Darms):
👁️ Erbrechen von Blut
👁️ Kaffeesatzartiges Erbrechen
👁️ Teerstuhl
Untere GI-Blutung (Blutung unterhalb des Magens):
👁️ Blutung aus dem After
👁️ Blutüberzogener Stuhlgang
Sowohl bei der oberen als auch bei der unteren GI-Blutung kann es zu Schocksymptomen (Blässe, Hypotonie, Tachykardie, Kaltschweißigkeit) und abdominellen Schmerzen kommen.
➕ Notruf 112
➕ Sofortige Nahrungs- und Flüssigkeitsabstinenz
➕ Nikotinabstinenz
➕ Lagerung nach Wunsch des Patienten
➕ CAVE: Keine Schocklagerung (→Blutungsverstärkung)