Skript

Verhalten im Notfall

4. Umgang mit Sauerstoff

4.1. Gefahren im Umgang mit Druckgasbehältnissen

Patienten mit akuter Atemnot benötigen Sauerstoff außer Frage, doch was gilt es zu beachten?

Sauerstoffflaschen stehen unter Druck, bei frischer Befüllung beträgt dieser rund 250 bar.

Um eine Explosion durch massiven Druckanstieg zu vermeiden, dürfen die Flaschen nicht in der Nähe von Wärmequellen gelagert werden. Gewalteinwirkung auf die Anschlussventile muss dringend vermieden werden, daher ist eine stoß- und umsturzvermeidende Aufbewahrung dringend empfohlen.  Sauerstoff selbst ist ein brandbeschleunigendes Gas. Offenes Licht und Rauchen sind bei zeitgleicher Sauerstoffgabe lebensgefährlich, da es zum Entzünden der sauerstoffgefluteten Umgebung kommen kann.

Öle und Fette können in sauerstoffreicher Umgebung zur Selbstentzündung neigen. Aus diesem Grund sind Sauerstoffflaschen, insbesondere die Ventile, frei von jeglichen Ölen oder Fetten zu halten (vgl. Huck, 2019).

Die Ventile und Anschlussstücke sind zum Schutz vor Beschädigung nur handfest und ohne Werkzeug zu öffnen oder zu schließen bzw. anzuziehen.

Eine Keimeinschleppung durch Eindringen von Umgebungsluft in die leeren Druckgasflaschen kann durch das Belassen eines Restdruckes von rund 50 bar vermieden werden.

4.2. Applikation von Sauerstoff

Sauerstoff ist ein farb- und geruchsloses Gas, welches zu 21 % in unserer Umgebungsluft gebunden ist. Bei nahezu allen akuten Erkrankungen und bei Verletzungen kann unser Körper sich nicht mehr ausreichend selbst mit Sauerstoff versorgen und es entsteht ein Sauerstoffmangel, meist bei zeitgleichem Kohlenstoffdioxidanstieg (vgl. Luxem et al., 2016, S. 355).

Um diesem Mangel entgegenzuwirken, sollte dem Patienten Sauerstoff verabreicht werden.

Hierfür stehen verschiedene Applikationssysteme zur Verfügung.

Die Nasensonde: Sie ist ein einseitig mit Schaumstoff ummantelter Schlauch, der in einem Nasenloch des Patienten eingelegt wird. Hierbei sollte, um das Nasenloch nicht auszutrocknen, maximal eine Sauerstoff-Flussrate von 1-3 l/min verabreicht werden.

Die Sauerstoffbrille: Sie hat zwei kleine Auslassschläuche (Kanülen), pro Nasenloch einen. Die Sauerstoffleitung der Sauerstoffbrille wird hinter den Ohren angelegt. Durch das Verschieben des Kunststoffrings der Sauerstoffbrille kann diese in ihrer Größe angepasst werden. Die Applikationsmenge sollte einen Flow von 4-6 l/min nicht überschreiten (vgl. Luxem et al., 2016, S. 357)

Der inspiratorische Sauerstoffanteil beträgt bei beiden Applikationssystemen bis maximal 40 % (vgl. Schäfer et al., 2014, S. 114f.)

Um höhere Sauerstoffkonzentrationen zu erreichen, nutzen Sie eine Sauerstoffmaske, ggf. mit Reservoirbeutel. Eine einfache Maske ohne Reservoir erhöht den Umgebungssauerstoffanteil auf etwa 50 %, ein Flow von mindestens 6 l/min muss gewährleistet sein, um eine CO2-Rückatmung zu vermeiden. Flow-Mengen > 10 l/min bringen keine weitere Erhöhung des O2-Anteils (Luxem et al., S. 356)

Bei Masken mit Reservoirbeutel können O2-Konzentrationen von 40-80 % erreicht werden. Auch hier sollte der Flow zwischen 6-10 l/min eingestellt werden.