Skript

Verhalten im Notfall

3. Tracheostoma und Trachealkanülen

3.1. Chirurgische und dilatative Tracheotomie

Die chirurgische und perkutane Tracheotomie beschreiben zwei Techniken zur Anlage eines Tracheostomas. Die chirurgische Tracheotomie findet für langzeitbeatmete Patienten Anwendung. Dabei präpariert der Operateur die Muskel- und Bindegewebsschichten und vernäht die entstandenen Wundränder mit dem Tracheostoma. Die dabei entstandene Öffnung ist stabil, die Gefahr eines Kollabierens beim Wechsel der Trachealkanüle ist bei dieser Technik nicht gegeben. Ist das Tracheostoma nicht mehr notwendig, muss jedoch im Rahmen eines zweiten operativen Eingriffs das Tracheostoma verschlossen werden.

Die perkutane Dilatationstracheotomie ist zur Zeit der Standard im Rahmen intensivmedizinischer Behandlungen und kann zumeist direkt auf der Intensivstation durchgeführt werden. Der zwischen der 2./3. Trachealspange gesetzte Schnitt wird mittels Dilatatoren erweitert, bis schließlich die Trachealkanüle eingeführt werden kann. Patienten, bei welchen mittels dieser Technik ein Tracheostoma angelegt wird, haben in der Regel keine Indikation für eine Langzeitbeatmung. Zu beachten ist, dass ein Tracheostoma nach perkutaner Tracheotomie 7-10 Tage instabil ist – ein Wechsel der Trachealkanüle kann somit ein Kollabieren des Tracheostomas verursachen (vgl. Luxem et al., 2020, S. 448ff.).

3.2. Trachealkanülen

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Trachealkanülen, welche in der Regel vom ärztlichen und/oder pflegerischen Personal sorgfältig auf Grundlage der Patientenbedürfnisse ausgewählt werden. Zumeist lässt sich bei Patienten in der außerklinischen Beatmung eine Trachealkanüle antreffen, deren Cuff permanent geblockt ist. Seltener auch eine Trachealkanüle, die aufgrund nicht permanenter Beatmung auch nicht ständig geblockt ist. Der Cuff verhindert, dass während der Beatmung Luft am Tubus vorbei wieder ausströmt – dies würde verhindern, dass ein ausreichender Beatmungsdruck erzielt wird (vgl. Luxem et al., 2020, S. 450f.). Im akuten Notfall sollte ein Wechsel der Trachealkanüle nur Ultima Ratio von erfahrenem Personal durchgeführt werden (ebenda, S. 451).

3.3. Allgemeine Komplikationen bei Trachealkanülen

Frükomplikationen:

  • Nachblutung des Op-Gebietes
  • Verlegung der Atemwege mit Blut, Borken oder Sekret
  • Dislokation der Kanüle bei mangelnder Fixierung
  • Hautemphysem der Halsweichteile

Spätkomplikationen:

  • Tracheitis
  • Granulationsbildung am Kanülenausgang
  • Drucknekrosen
  • Ausbildung von Fisteln
  • Dysphagie
  • Infektionen
  • Tracheomalazie
    (Beyer et al., 2016, S 98f.)

3.4. Absaugvorgang bei Patienten mit Trachealkanüle

Regelmäßig muss mittels Absauggerät und Absaugkatheter Sekret aus der Trachealkanüle abgesaugt werden. Ziel des Absaugens ist eine ungehinderte Belüftung der Atemwege und Infektionsprävention. Doch wann muss abgesaugt werden?

👁️ Rasselnde, brodelnde Geräusche

👁️ Abfall SpO2

👁️ Anstieg des Beatmungsdruckes

👁️ Auf Patientenwunsch

👁️ Nach Sekretmobilisation
(vgl. Beyer et al., 2016, S. 100f.)

Und was braucht man für eine Absaugung?

✔️ Absauggerät (Rückfallebene: Manuelle Absaugpumpe)

✔️ Sterile Spüllösung

✔️ Sterile Absaugkatheter

✔️ Mundschutz (geschlossene Systeme)

✔️ Gleitsprühmittel (geschlossene Systeme)

✔️ Stethoskop

Ist die Indikation gegeben und stehen alle Materialien bereit, geht es ans Absaugen

Offene Systeme (und traumatischer Katheter):

➕ Absauganlage überprüfen

➕ Cuffdruck überprüfen

➕ Absaugkatheter unter sterilen Bedingungen entnehmen

➕ Den Katheter mit dem Fingertip konnektieren

➕ Absaugkatheter mit Gleitmittel einsprühen

➕ Katheter ohne Sog in die Trachealkanüle einführen

➕ Nach Erreichen des Widerstandes den Katheter ca. 1cm zurückziehen

➕ Unter Drehbewegung und intermittierendem Sog den Katheter zurückziehen

➕ Der Absaugvorgang soll nicht mehr als 15 Sekunden dauern

➕ Nach Absaugmaßnahme Erfolgs- und Lagekontrolle mittels Stethoskop
(vgl. Beyer et al., 2016, S. 101ff.)

3.5. Der Wechsel einer Trachealkanüle

Der früheste Tausch einer Trachealkanüle soll frühestens 72 Stunden nach Anlage des Tracheostomas erfolgen. Erforderlich wird der Kanülenwechsel:

👁️ Bei undichtem Cuff

👁️ Bei verlegter Kanüle

👁️ Zur Infektionsprävention

Halten Sie vor dem Wechsel der Kanüle stets Notfallmaterial bereit – dazu zählt ein Nasenspikulum, Beatmungsbeutel und Beatmungsmaske, insgesamt drei Trachealkanülen (die ursprünglich vorgesehene TK zzgl. Eine Größe größer ursprüngliche TK und eine kleiner)

Material:

✔️ Absaugvorrichtung prüfen und Absaugkatheter bereitlegen

✔️ Einmalhandschuhe (steril und unsteril)

✔️ Tupfer (steril)

✔️ Schlitzkompressen aus Vlies

✔️ Weiches und saugfähiges Fixierungsband

✔️ Gleitgel

✔️ Cuffwächter

✔️ Stethoskop

Direkte Vorbereitung:

➕ Oberkörper des Patienten hochlagern

➕ Kopf leicht überstrecken

➕ Bronchialtoilette

➕ Idealerweise wird die Maßnahme zu zweit durchgeführt um auf Komplikationen effizienter reagieren zu können

Durchführung:

➕ Befestigung der Kanüle lösen

➕ Kanüle sichern

➕ Verband entfernen

➕ Wundränder reinigen

➕ Am Ende der Inspiration die Kanüle entfernen

➕ Erneute Wundrandreinigung und evtl. absaugen

➕ Neue (sterile) Kanüle mit drehender Bewegung einsetzen

➕ Cuff mit Cufdruckmesser blocken

➕ Atmung bzw. Beatmung sicherstellen

➕ Cuffdruck überprüfen

➕ Beidseitige Auskultation der Lungen zur Erfolgs- und Lagekontrolle

➕ Kanüle sicher fixieren und neuen Verband anlegen

➕ Kontrolle der Beatmungsparameter