Skript

Verhalten im Notfall

12. Vergiftungen

12.1. Medikamentenfehldosierungen

Häufig kommt es aufgrund von menschlichen Faktoren zu einer Fehldosierung von Medikamenten. Stress, Ablenkung (z.B. Klingeln von Bewohnern), häufige Unterbrechungen und Akkordarbeit können die Fehlerquote erhöhen. Viele Apotheken bieten daher an, die Medikamente in Tages-Dispensern vorzubereiten.

Tipps zur Fehlervermeidung:

  • Richten Sie Medikamente, wenn Sie Zeit und Ruhe dazu haben
  • Richten Sie für jeden Patienten separat (Verwechslung wird vermieden)
  • Achten Sie auf die Dosierungen (5 mg statt 10 mg)
  • Vermeiden Sie es Tabletten teilen zu müssen
  • Verschließen Sie die Dispenser umgehend nach Befüllung
  • Heruntergefallene Dispenser komplett neu richten und die Medikamente verwerfen
  • Bei unerwünschten Wirkungen Arztkonsultation vor erneuter Gabe

12.2. Benzodiazepin-Intoxikation

Durch Medikamente wie Zolpidem, Midazolam (Dormicum), Lorazepam (Tavor), Diazepam (Valium) etc. (Endung meist auf -zepam) kommt es zu einer sedativ-hypnotischen Wirkung mit unterschiedlicher Wirkdauer und Halbwertszeiten, die zwischen 1,5 – 80 Stunden betragen können (vgl. Striebel, 2017, S. 46-55).

👁️ Ataxie

👁️ Sprachstörung (verwaschene Sprache)

👁️ Nystagmus

👁️ Schläfrigkeit – tiefe Sedierung


➕ Aspirationsschutz durch stabile Seitenlage

➕ Absaugen der Atemwege

➕ Sauerstoffgabe, ggf. assistierende Beatmung

➕ Notruf 112

12.3. Opiat- und Opioid-Intoxikation

Durch Medikamente wie Fentanyl, Morphin, Methadon oder Konsum von Heroin induzierte Vergiftung.

👁️ Euphorie / Reizbarkeit

👁️ Tremor

👁️ Tachykardie

👁️ Schwitzen, Hyperthermie

👁️ Enge Pupillen (Miosis)

👁️ Bewusstseinsstörungen – Bewusstlosigkeit

👁️ Atemdepression

👁️ Bradykardie, Hypotonie


➕ Eigenschutz

➕ Notruf 112

➕ Sauerstoffgabe, ggf. assistierende Beatmung

➕ Stabile Seitenlage

➕ ggf. Reanimation

12.4. Neuroleptika-Intoxikation

Zu den Neuroleptika zählen unterschiedliche Medikamentengruppen:

Trizyklische Neuroleptika (z.B. Psyquil®, Taxilan®, Wirkstoff meist auf -azin endend),

Thioxanthenderivate (z.B. Truxal®),

Butyrophenone (z.B. Haldol®, DHB®, Wirkstoff auf -peridol endend),

Diphenylbutylpiperidine (z.B. Orap@, Imap®), Dibenzepine (z.B. Clozapin, Zotepin),

sowie Medikamente wie Risperidon (meist auf -idon endend), Sulpirid, Aripiprazol und andere.

Es können je nach Medikamentengruppe zwei verschiedene Intoxikationssyndrome auftreten:

👁️ Extrapyramidal-motorisches Syndrom:

  • Mimische Starre
  • Blickkrämpfe
  • Opistho-Tonus (Streckkrampf der Rückenmuskeln)
  • Trismus („Kieferklemme“)
  • Tremor
  • Sprachstörungen

👁️ Anticholinerges Syndrom:

  • Trockene, warme Haut
  • Tachykardie
  • Hyperthermie
  • Halluzinationen
  • Mydriasis

➕ Notruf 112

➕ Beruhigen

➕ Eigenschutz beachten

➕ Reanimationsbereitschaft

➕ Wenn möglich Sauerstoffgabe